50 Jahre
KKK-Profil (S2) auf den Spuren von Hamburgs kolonialem Erbe
Rundgang zur Kolonialzeit

KKK-Profil (S2) auf den Spuren von Hamburgs kolonialem Erbe

Schimmelmann, Bismarck, Afrikahaus, Baakenhafen oder Tansania-Park - welche Rolle spielten diese Personen oder Orte in Hamburgs Vergangenheit?

Emotionen und Geschichte, Wörter und Namen die uns auf dem Schulweg begegnen, ohne dass wir etwas ahnen oder sogar wahrnehmen. Aber was steckt dahinter? Wenn man sich diese Frage sowie die Frage, welches Kolonialerbe Hamburg hat, stellt, dann befindet man sich auf dem spannenden Rundgang am 22.06.2023 wieder. 
Der Rundgang basierte auf Vorträgen von fünf Schülern des KKK-Profils durch ganz Hamburg und bot uns einen Einblick in den historischen Hintergrund von Straßen, Häusern, Denkmälern oder sogar dem Hafen.

Der erste Stopp war ganz in unserer Nähe, nämlich die Schimmelmannstraße. Im ersten Moment ist der Name für viele nur ein Straßenname oder ein alter Grundschulname, aber wie viel Bedeutung und Verlust diesem Namen innewohnt, wird einem erst bewusst, wenn man von dem Sklavenhandel, dem Kolonialismus und der Ausbeutung durch Heinrich Carl von Schimmelmann erfährt. Und so stellt sich die Frage, warum eine Straße immer noch nach diesem Sklavenhändler benannt ist und eine Grundschule früher so hieß. Mit diesen Fragen haben wir uns beschäftigt und diskutierten, ob man den Namen der Straße ändern sollte, um die Geschichte aufzuarbeiten und so den versklavten Menschen Respekt zu zollen oder ob genau das unsere Geschichte ausmacht und durch den Namen uns die Geschehnisse vor Augen geführt werden, damit man diese nie vergisst.

Diskutieren ist das richtige Wort, welches auf unserem nächsten Stopp aufbaut. Hierbei rede ich vom Tansania Park und insbesondere den Askari-Reliefs, welche sich dort wiederfinden. Denn dies sind Denkmäler, welche in der NS-Zeit entstanden und diese Epoche eher glorifizieren als eine Aufarbeitung oder Gedenken an die Zeit der NS- Diktatur bieten, somit ist dieser Park stark umstritten. Denn bemerkenswert und zugleich erschreckend ist, dass der Park nicht nur als geschichtlicher Sprung und Gedenken genutzt wird, sondern auch Bedenken bestehen, dass die Denkmäler für falsche Zwecke genutzt werden. Die Rede ist hierbei von Personen, die eine ähnliche Weltanschauung haben wie zu der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges.

Danach ging es weiter mit dem Bus ins Herz Hamburgs, die Innenstadt wo sich das Afrikahaus befindet. Dies ist eine ehemalige Kolonialinstitution, die als Legitimation für die Eroberung von Kolonien dienen sollte. Es ist zudem ein Abbild davon, wie wenig die Leute über die wahren Schrecken der Kolonien aufgeklärt wurden und für uns Schüler ein zentraler und ausschlaggebender Punkt, um die dunkle Geschichte Hamburgs zu entdecken.

Langsam nahte sich unser Ausflug dem Ende zu, doch dies änderte nichts an unseren Elan, mehr über Hamburgs Kolonialgeschichte zu erfahren und wir kamen in St.Pauli an. Ein beliebter und belebter Ort tags und nachts, doch zu unserer Verwunderung wurden wir mit einer eher ruhigen Atmosphäre empfangen und konnten die riesige Bismarck-Statue bestaunen. Währenddessen wurden wir über sein Leben und seine erschütternden Taten in Kenntnis gesetzt, wie er trotz Saturiertheit Deutschlands zu wenig gegen den Kolonialismus getan hat und nach seinem Tod darauf aufgebaut wurde. Dies gab uns ein neues Bild von ihm, welches wir vorher nicht kannten.

Zum Schluss nahmen wir den Baakenhafen in den Blick, eine direkte Assoziation mit Hamburg. Aber wenn man die Geschichte dahinter kennt, ist er ein Symbol der schlimmsten und zugleich traurigsten Ereignisse der deutschen Geschichte vor dem dritten Reich. Der Ort ist eng mit Lothar von Trotha verbunden, der eines der größten Verbrechen begangen hat, den Völkermord und den ersten Genozid an den Herero und Nama. Wem von Trotha nicht bekannt war, lernt ihn beim Rundgang als eine der grauenhaftesten Personen kennen. Früher ein gefeierter Mann, welcher mit offenen Armen immer wieder in Baakenhafen zurückkehrte und heute ein Mann, den man mit Hass und ohne Verständnis sieht und welcher nie für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wurde.

Geschichtsunterricht mal anders. Ein ganzer Vormittag, eine informationsreiche Erkundung kam zum Ende und brachte uns alle zum nachdenken darüber, welches Kolonialerbe in Hamburg verborgen liegt und mit welcher Verantwortung wir die Denkmäler oder Straßennamen beibehalten, welche direkt vor unserer Nase sind. Ein Spaziergang mit gedanklichen Stolpersteinen, die auch sichtbar sein sollten.

 Text: Genieve

Fotos: Geschichtsseminar Herr Hoffmann